Viele, die kein Fleisch mehr essen möchten, weichen auf Fisch aus. Sie denken, dass der Fisch wenigstens in Freiheit gelebt hat, bevor er gefangen wurde. Aber auch gegen den Konsum von Fisch sprechen die Fakten: Jeden Tag werden Millionen von Fischen gefangen. Während sie mit feinmaschigen Netzen an die Oberfläche gezogen werden, erleiden sie eine qualvolle Druckverminderung, durch die ihre Schwimmblase zerreißen kann. Zudem kommt es vor, dass sich die Tiere gegenseitig durch ihr Körpergewicht erdrücken oder ersticken, da sie als Kiemenatmer über Wasser keinen Sauerstoff aufnehmen können. Die Fische, die lebend in den Verarbeitungsprozess gelangen, werden bei lebendigem Leibe aufgeschnitten und verarbeitet oder eingefroren. Grundsätzlich gilt zwar ein Betäubungsgebot beim Schlachten. Dieses gilt aber ausdrücklich nicht beim Massenfang von Fischen (1) .
Leergefischte Meere und zerstörte Böden
Hinzu kommt die Plünderung unserer Meere durch Massenfischfang und moderne Fangtechniken. Weltweit sind bereits 75 Prozent der kommerziell genutzten Fischarten wie Tunfisch, Rotbarsch oder Nordseekabeljau überfischt (2) . Schleppnetze, fangen unselektiert alles und zerstören den Meeresboden und damit die Kinderstube der meisten Fische. Hinzu kommen Millionen von Walen, Delfinen, Robben, Schildkröten, Seevögeln, Haien und Rochen, die als Beifang in den Netzen enden. Auch Fischzucht in Aquakulturen ist höchst problematisch. In Aquakulturen werden Fische – wie in anderen Intensivtierhaltungen auch – auf engstem Raum gehalten. Dies kann zu Aggressionen und Verhaltensstörungen führen. Zudem verletzen sich die Tiere bei den hohen Besatzdichten gegenseitig. Ansteckende Krankheiten und Parasiten wie Meeresläuse verbreiten sich schnell. Die Sterblichkeitsraten in Aquakulturen liegen häufig oberhalb von 20 Prozent (3). DieAquakultur ist der am schnellsten wachsende Zweig in der globalen Ernährungswirtschaft. Leider bringt dies keine Entlastung für die überfischten Wildbestände – im Gegenteil. Der wachsende Bedarf an Futter in den Zuchten gefährdet die Fischbestände zusätzlich. Denn um ein Kilogramm Fisch aus Aquakultur zu züchten, werden im Durchschnitt vier Kilogramm frei lebender Fisch verfüttert. Außerdem verursachen Aquakulturen Umweltschäden, wenn Chemikalien oder Antibiotika aus dem Futter ins Meer gelangen (4) .
Quellen:
(1) In der Verordnung zum Schutz von Tieren im Zusammenhang mit der Schlachtung oder Tötung (Tierschutz-Schlachtverordnung - TierSchlV) heißt es zwar:“ Wer einen Fisch schlachtet oder tötet, muß diesen unmittelbar vor dem Schlachten oder Töten betäuben“. Unter § 1 (2) heißt es „Vorschriften dieser Verordnung sind nicht anzuwenden bei einem Massenfang von Fischen, wenn es auf Grund des Umfangs und der Art des Fangs nicht zumutbar ist, eine Betäubung durchzuführen.“ Eine wissenschaftliche Bewertung der European Food Safety Authority (EFSA) zu spezifischen Schlachtvorschriften für Fische stand zur Drucklegung dieser Broschüre noch aus. Aber auch, wenn es zu detaillierten Schlachtvorschriften für Fische im kommerziellen Fischfang kommen sollte, stellt sich die Frage, wer die Einhaltung auf den auf offener See schwimmenden Fischfabriken kontrollieren sollte.
(2) Stoppt die Plünderung der Ozeane (2010). http://www.wwf.de/themen/meere-kuesten/ueberfischung/
(3) The Welfare Of Farmed Fish, Compassion in World Farming 2009, Surrey, 14 S.
(4) Welcher Zuchtfisch darf auf den Teller? (2010) http://www.wwf.de/themen/meere-kuesten/ueberfischung/umweltsiegel/der-aquaculture-stewardship-council/